Über mich und Taio oder Über mich, Taio
Man sagt, das erste Buch sei immer autobiographisch. Inwiefern trifft das auf dich zu?
Das ist eine lustige Frage. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele Menschen mich gefragt haben, ob es meine eigene Geschichte sei. Ich wies das stets von mir. Zwar konnte ich mich mühelos in Taio hineinversetzen, aber ich hatte beim Schreiben ganz ehrlich nicht an mich gedacht. Und plötzlich fiel mir wie Schuppen von den Augen, was für die anderen offensichtlich war: Ja, absolut, Eule Beule Bruchpilot ist in höchstem Masse autobiographisch.
Was ist denn dein kurzer Flügel?
Meine rechte Körperhälfte kann nicht alles gleich gut wie die linke. Es ist keine grosse Einschränkung, aber ich erlaubte ihr viel zu lange, mich zurückzuhalten und zu beeinträchtigen.
Jetzt, nach vielen Erkenntnissen und Wachstumsschritten, möchte ich mit meinem Herzensprojekt Eule Beule Bruchpilot kleine und grosse Menschen ermutigen: «Nehmt euch an mit allem, was euch ausmacht. Das Leben wird schöner, bunter und leichter. Glaubt es mir, glaubt es der guten Stimme in euch: Wir sind liebenswert, kostbar und richtig genauso, wie wir sind. Mit einer besonderen Eigenschaft, nicht trotz ihr.»
Was willst du mit deinem Buch erreichen?
Meine Hoffnung ist es, mit der Botschaft aus der letzten Frage viele Menschen anzusprechen. Ich wünsche ihnen von Herzen, dass sie JA sagen zu dem, was ist, und neugierig sind auf alles, was noch wachsen und entstehen kann. Sie sollen liebevoll mit sich selbst umgehen und in Achtung vor ihren Talenten und Gaben leben und leuchten.
Der Feenstern steht sinnbildlich für das Selbstvertrauen. Was macht diese Eigenschaft so bedeutsam?
Selbstvertrauen verbessert meiner Erfahrung nach alles, von Verschieberitis über Angriffe und Spott (sowohl, was die Häufigkeit als auch den Umgang damit betrifft) und Grübelei bis hin zu Beziehungen und Lebensgestaltung. Man kann diese Eigenschaft gar nicht hoch genug schätzen, so nützlich, hilfreich, wesentlich und lebensverändernd, wie sie ist.
Was inspiriert dich zur Idee für Eule Beule Bruchpilot?
Ein kostbarer Versprecher: Er eröffnete ein Schreibtandem. Ein Satz aus einem Buch, das an einer beliebigen Stelle geöffnet wurde: Er beendete die Ideenlosigkeit für das Thema des nächsten Tandems, Eulen.
Gibt es etwas, das dich beim Schreiben und Veröffentlichen des Buches überrascht hat? Wenn ja, was?
Ich bin sehr berührt von Bestellungen und Schützenhilfen aus unerwarteten Ecken, stehe mit mehr Menschen in Kontakt, habe andere besser kennengelernt und staune über die Kreise, die Eule Beule Bruchpilot zieht.
Hast du beim Schreiben über die Verwendung eines Pseudonyms nachgedacht?
Ja. Ich liebäugelte mit Sophie Lich-Weiss als Wortspiel mit soviel ich weiss.
Welche Risiken bist du auf deiner Reise als Autorin eingegangen? Hat es sich ausgezahlt?
Zum einen braucht es viel Mut, hinzustehen und mich zu zeigen. Mit diesem Bilderbuch mache ich mich sichtbar und verkünde: «Das ist mein Traum, meine Sehnsucht, mein Beitrag, meine Erkenntnis… So und so bin ich, so und so sehe ich das, das habe ich, das kann ich, das möchte ich.»
Zum anderen war es ein finanzielles Wagnis, weil ich Eule Beule Bruchpilot im Selbstverlag herausgab und realistischerweise annehmen musste, Geld zu verlieren.
Ich freue mich riesig, dass sich beides gelohnt hat. Ich darf beglückt spüren, wie viele Leute Anteil nehmen, nachfragen und helfen. Durch den Selbstverlag konnte ich das Buch genau nach meinen Vorstellungen gestalten lassen und schreiben. Es hat sich so oft verkauft, dass ich in den schwarzen Zahlen bin.
Hat sich dein Buch im Vergleich zum ersten Entwurf grundlegend verändert?
Inhaltlich nicht so sehr, aber sprachlich überarbeitete ich es wieder und wieder, bis für mich alles passte. Doch obwohl bei der Drucksetzung in meinen Ohren jedes Wort genau richtig klang, würde ich jetzt bei einer zweiten Auflage die Chance nutzen, das eine oder andere umzuschreiben und den Text noch einmal zu polieren.
Du scheinst ziemlich versessen an Texten zu feilen. Was bedeutet dir Sprache?
Sie ist meine erste und grösste Liebe! Buchstaben und Worte sind Seelenhüpfen, Sonnenschein und mein persönlicher Zauberkasten.
Wer bist du, wenn du nicht schreibst?
Neben Bücherwurm bin ich auch Wasserratte, Tagträumerin, Guinnessweltrekordhalterin, Neuland-Entdeckerin und Fesselsprengerin mit dem Ziel, eine Vor-Glück- und-Lebenslust-Explodiererin zu werden. Ich arbeite als Deutschlehrerin und Angestellte im Nachtdienst.
Taio, wer bist du, wenn du nicht Star eines Buches bist?
Ich erfinde nicht nur Spiele, sondern bin auch sonst ein Einfallspinsel. Abgesehen davon bin ich Komplexdompteur, Feenstern-Fan, Stuntman, Looping-Gut-Übersteher (jedenfalls meistens) und Glückspilz. Wenn ich gross bin, möchte ich Zuversichtsverbreiter, Wandelgestalter und Ermutiger werden. Wobei – das bin ich ja schon längstens.
Wie Fabienne bin ich sehr wortverliebt. Und da frage ich mich einfach, wie Menschen eigentlich auf die Idee gekommen sind, ständig von einem Star zu sprechen. Ich bin doch nicht der Star der Geschichte. Leute, ich bin eine Eule. Und in aller Bescheidenheit, Eulen sind viel faszinierender als Stare!

Autorin
Fabienne Müller
Star der Geschichte
Taio
